Von Montag, 7. Juli bis Mittwoch, 9. Juli 2025
Heute Montag sind wir seit genau zehn Monaten unterwegs. Schon krass, was wir bisher erleben durften und wohin es uns geführt hat! Hier in Armenien müssen wir uns Gedanken machen, wie es in Zukunft weitergehen soll. Wollen wir nächstes Jahr noch weiter in den Osten, nach Zentralasien fahren, oder drehen wir wieder Richtung Europa ab und überwintern dort?
In den Rebberg
Nach dem Frühstück fahren wir weiter in Richtung Areni, einem der Weinanbaugebiete Armeniens. In Vayk kaufen wir ein und essen in einem Food Court. Dort holen uns Peter und Marion wieder ein. Unser Ziel heisst Momik Wine Cube, ein Weinberg in Areni, wo man für 5000 DRAM die hier produzierten Weine degustieren und kleine Snacks essen kann. Als wir dort ankommen, ist es ziemlich schwierig, einen ebenen Stellplatz zu finden. Marion geht es heute nicht so gut, irgendetwas hat sie gestern in den Arm gestochen. Da für sie die Weindegustation wenig Sinn macht, fahren die beiden weiter, wir bleiben und stellen das WoMo in den Rebberg, bestellen für 17 Uhr eine Weindegustation. Wir dürfen hier gratis übernachten und das WC benutzen.
Verschiedene Häppchen werden Punkt 17 Uhr aufgetischt, dann folgen vier Weine, die wir probieren dürfen. Alle Weine schmecken gut, vor allem der erste Weisswein gefällt uns sehr.
Wir haben probiert:
Weisswein: 2023, Voskehat Trauben, 13,5 %, armenischer Honig
Rosé: 2024, Areni, 13,5 %, fruchtig, Himbeer, Erdbeer
Orange, Amberwein: 2024, Areni, ca. 15 %, armenische Früchte, Experimentwein
Rotwein: 2020, Reserve, Areni, 14 %, Pflaume, Schokolade, schwarzer Pfeffer, Kaffee
Insgesamt werden in diesem Weingut 4000 Flaschen pro Jahr produziert, 1000 davon sind Weisswein, den wir probiert haben. Wir essen fleissig die leckeren Häppchen und bekommen sogar noch weitere Bruschettas Nachschlag. Als wir ins Bett gehen wollen, hören wir einen wunderbaren Chor mehrstimmig singen. Es sind dies vier Tschechen und eine Tschechin, die mit dem Rucksack unterwegs hier gelandet sind und auf der Terrasse Wein trinken. Sie wollen die nächsten Tage auf den Vulkan Aragats steigen. Sie übernachten im Schlafsack, am Morgen offerieren wir einen Kaffee, dann fahren wir weiter.
Das Wetter am Sewansee, dort wo wir in Armenien noch hinfahren wollen, verspricht erst ab Freitag mit Sonnenschein und einigermassen warmen Temperaturen besser zu werden. Also bleiben wir noch in der Gegend, denn hier scheint die Sonne und es ist, wenn es nicht gerade stürmisch windet, angenehm warm. So fahren wir noch einmal zu der Quelle Fizzy Water. Dort sind wir schon vor zwei Wochen gestanden. Es ist auch gar nicht weit vom Rebberg entfernt. Unterwegs tanke ich nochmals Diesel, der zu 380 DRAM angeschrieben ist. Doch der Schlaumeier an der Tankstelle tankt mir Diesel zu 500 DRAM (1.07 Franken), was 30 Rappen pro Liter mehr kostet. Also verzichte ich, den zweiten Tank auch noch zu füllen.
Reges Interesse
Als wir bei Fizzy Water ankommen, sind wir alleine. Ich springe gleich einmal in den Pool, der heute ziemlich kalt ist. Pia geht in die Berge laufen. Am Nachmittag herrscht emsig Betrieb, viele Einheimische kommen, um mit ihren Kindern zu baden. Eine Familie zeigt Interesse am WoMo, spricht aber kein Englisch. So pirschen sie sich nach einer Weile mit ihrer Tochter an, die etwas Englisch spricht. Wir kommen ins Gespräch. Zwei Männer, beides Polizisten, interessieren sich sehr. Also laden wir den ganzen Clan ein, unser WoMo zu besichtigen. Es gibt viele Fotos. Wir werden natürlich zu ihnen nach Hause zum BBQ eingeladen. Dumm nur, dass wir bereits gegessen haben. Als sie gehen wollen, fällt ein Mädchen einer anderen Familie um und schlägt sich das Knie auf. Einer der Polizisten ruft mich und hofft, dass ich helfen kann. Kann ich. Ich hole Verbandszeug und Vita Merfen Salbe und verarzte das arme Mädchen, schlimm wars nicht. Aber ein bisschen Aufmerksamkeit tut wohl jedem gut… So geht der Dienstag auch zu Ende.
Tierbeobachtung
Nach dem Frühstück und einem letzten, kurzen Bad im Pool fahren wir zurück auf die Hauptstrasse und trinken in einem Food Court einen Cappuccino. Das Kotelett-Spiessli sieht all zu lecker aus, es ist aber noch zu früh fürs Mittagessen. So kaufe ich das Fleisch roh. Der Reaktion des Verkaufspersonals entnehme ich, dass das wohl sehr ungewöhnlich ist. Wir fahren zum Mountain Goat Observatorium in Schatin. Der Beobachtungsposten steht privat in einem Garten. Eine junge Frau sagt uns, der Vater käme gleich. Die Zeit sei nicht ideal, da um 10 Uhr die Bergziegen schlafen würden. Wir haben unsere eigenen Feldstecher dabei und beobachten aufmerksam die Felswände gegenüber. Tatsächlich finden wir ein paar Bergziegen, eine Mischung aus Steinböcken und Gemsen. Einige Mütter haben ein Junges dabei, zwei schöne Männchen mit Geweih sehen wir ebenfalls. Insgesamt sind es 11 Bergziegen, die wir sehen. Nun haben wir Hunger und fahren ein Stück in Richtung Sewansee auf der Vardenyats Passstrasse. Wir müssen lange fahren, bis wir in den steilen Bergen einen ebenen Rastplatz finden. Wir essen draussen zusammen mit vielen mühsamen Stechfliegen.
Von Bischof angepisst
Dann geht es definitiv auf über 2300 Meter Höhe zur Orbelian Karawanserei aus dem Jahr 1332. Hier haben die Karawanen auf dem Weg zur Seidenstrasse eine Nacht verbracht. Wir checken noch den Stellplatz ganz oben auf der Passstrasse ab, kommen aber wieder zur Karawanserei zurück, denn die Aussicht ins Tal ist wunderbar. Pia läuft zurück. Nachdem ich das WoMo abgestellt habe, sitze ich drin und schreibe diesen Bericht. Da höre ich es direkt neben mir plätschern. Eine italienische Reisegruppe besucht diesen historischen Ort, ein älterer Herr pisst direkt neben uns. Ich öffne das Fenster und will ihn zurechtweisen. Er kann ja in diesem Moment schlecht reagieren. So schnell bin ich wohl noch nie aus dem WoMo gerannt. Der Herr läuft, wie wenn nichts gewesen wäre, an mir vorbei und sagt, ich solle mich beruhigen. In englischem und italienischem Mix weise ich den Herrn erbost und lautstark zurecht. «Ein verdammtes Schwein sind Sie!» Da kommt ein junger Mann von der Reisegruppe, erklärt mir, dass dieser Herr halt schon 70 Jahre alt und die Reise lang gewesen sei. Und ja, es sei der Herr Bischof, ich solle mich doch beruhigen. Tue ich noch nicht. «Und wenn es der Papst ist, das macht man nicht, das tun sonst nur Hunde!» Was mich vor allem auf die Palme bringt: Der feine Herr Bischof ist sich keiner Schuld bewusst, überlässt die Entschuldigung seinem Adlaten und macht sich dann in der Gruppe erst noch lustig über mich.
Ein armenischer Reiseführer, der zwei Neuseeländer herumführt, kann dieses Verhalten auch nicht verstehen. «Hunde machen das, ein Einheimischer würde das nie machen», sagt er auch. «Es hat ja genug Platz hier, um sein Geschäft zu erledigen!» Eben! Das finde ich auch!
Marie-Thérèse Maissen
Lieber Franz
Liebe Pis
Die Weindegustation im Momik Weinberg hätte mir auch zugesagt. Der Weinberg liegt in einer sehr schönen Gegend.
Ich verstehe sehr gut, dass euer WoMo immer wieder von den Touristen und den Einheimischen um euch herum besichtigt werden will.
Die Bergziegenschau auf dem Montain Goat muss etwas Besonderes sein in dieser Gegend.
Gute Weiterfahrt und liebe Grüsse
MT
Anonym
Liebe Pia, lieber Franz
Oh je und ich denke solche unanständigen Menschen gibt es halt überall, aber ein Bischof, sorry da würde man doch ein bisschen mehr Anstand erwarten. Aber man kann sich halt täuschen. Geniesst Eure Weiterreise trotzdem und verwöhnt uns wiedeer mit wunderbaren Bildern. Danggä viilmal.
Franz F. Feldmann
Machen wir doch gerne! Und wer bist du? 🤔
Roman Bosshart
Leider habe ich erst letzte Woche von eurer tollen Reise aus der Südostschweiz erfahren. Die Berichte und Fotos sind wirklich sehr schön und spannend. Ich werde noch einige Zeit brauchen bis alles gelesen habe.
Franz F. Feldmann
Lieber Roman
Macht ja nichts! Viel Spass dabei!
Anonym
Wieder so herrliche Bilder. Ihr macht einen wirklich tollen Job.
Franz F. Feldmann
Danke
Es würde uns sehr freuen, wenn wir jeweils wüssten, wer uns den geschätzten Kommentar schickt… 😌👍