Von Montag, 12. Mai bis Mittwoch, 14. Mai 2025
Nachdem wir nun schon drei Wochen in der Türkei sind und auf die Karte schauen, haben wir bemerkt, dass wir eigentlich, gemessen an der Grösse des Landes, noch überhaupt nicht vorwärts gekommen sind. Vor allem wenn man bedenkt, dass wir auf der Hinreise in Richtung Georgien «nur» acht Wochen Zeit haben, damit wir keine Probleme mit dem Visum bekommen. Also müssen wir wohl oder übel ein bisschen aufs Gaspedal treten.
Sprengung
So fahren wir weiter, halten am Mittag bei einem Fischrestaurant an der malerischen Küste an. Da wir als Schweizer um 12 Uhr masslos zu früh dran sind, wird der Fisch erst ausgestellt, als wir beim Ausgang bezahlen. So geht es anschliessend bergauf und bergab, vorbei an Gewächshäusern, zuerst mit Tomaten, dann mit Bananen. Wir fahren durch Alanya mit den vielen Hotels. An ein Anhalten denken wir hier nicht, ist nichts für uns. Als wir wieder einmal auf fast 400 Metern Höhe sind, gestatten wir uns einen Çay, als plötzlich die anwesende Gendarmerie ganz aufgeregt wird. Der Chef kommt langsam auf uns zu. «Merhaba!», sagt er. Er will wissen, ob wir bald fahren. Via Übersetzungs-App erfahren wir, dass in fünf Minuten eine Sprengung angesetzt ist. Also fahren wir schnell los, der Verkehr ist schon angehalten. Sobald wir durch sind, wird per Funk das OK für die Sprengung gegeben. Es knallt dreimal ganz laut hinter uns und oben auf dem Berg zeigt sich eine riesige Staubwolke. Am Strassenrand halten wir an und kaufen bei einer alten Frau Bananen. Gerne will sie das WoMo von innen anschauen. Dafür schenkt sie uns noch kleine, süsse Bananen und Erdbeeren.
Ismihan und ihr Café
In Anamur laufen wir rund um das Schloss.Nicht ganz einfach, denn die Fahrspur ist eigentlich gesperrt. Dann finden wir einen Stellplatz in Bozyazı neben dem Ada Café. Wir werden von der Besitzerin Ismihan angesprochen, ob wir einen Çay wollten? Ja gerne. So kommen wir ins Gespräch via Übersetzungs-App. Schnell einmal merkt Ismihan, dass eine solche App als Gastgeberin eines Cafés ganz praktisch ist, denn sie spricht kein Englisch. Es wird ein lustiger Abend, Dessert inklusive. Das Abendessen mit den gekauften Sachen (z.B. Brot, Patisserie, Baklava) fällt somit ins Wasser.
Am Morgen gehen wir zu Ismihan frühstücken, das haben wir gestern Abend so abgesprochen. Für 300 Lira tischt sie uns den ganzen Tisch voller leckerer Esswaren, das erspart uns das Mittagessen. So fahren wir erst gegen den Mittag ab. Der türkische ehemalige Nato-Offizier Gurhan gibt uns noch einige Tipps und seine Kontaktdaten. Sollten wir einmal Probleme mit der Polizei oder sonst haben, sollen wir ihn anrufen. Er kennt viele Polizeichefs. Ja, Freunde muss man hier in der Türkei haben…
«Schöne» Musik
Unterwegs tanken wir für 85 Rappen pro Liter Diesel. Dann schauen wir uns die Mädchenburg in Kizkalesi vom Strand aus an, trinken wieder einen Çay. Kurz darauf finden wir einen Stellplatz am Meer. Leider ist der Platz total zugemüllt. Am Abend lässt uns irgend ein Türke lautstark an seinem Musikgeschmack teilhaben. Es scheint irgendwie ein Sport hier zu sein, an den Strand zu fahren und die Musikanlage im Auto auf Openair-Konzertlautstärke zu stellen. Beim Einschlafen müssen wir die Wellen beobachten, denn wegen des Vollmondes und des starken Windes ist das Meer plötzlich ganz nahe.
Kleiner Besuch
Blauer Himmel weckt uns am Morgen. So gehe ich eine Runde im Mittelmeer baden. Dabei sehe ich etwas auf dem Wasser dümpeln und denke schon, es sei ein Stück Müll. Als ich näher komme, sehe ich eine kleine Wasserschildkröte bewegungslos auf dem Rücken schwimmend. Ich tippe sie an und drehe sie um. Plötzlich erscheinen vier Beine und ein langer Hals. Das Tier schwimmt etwas weiter, kommt dann aber auf mich zu. Ich hebe sie auf, betrachte sie aus der Nähe und sie mich.
Dann geht es weiter durch Mersin nach Tarsus, wo ich eine Garage auf Google gefunden habe. Dort will ich versuchen, das WoMo fetten zu lassen. Unterwegs fallen uns Hunderte neue Wohnblocks auf. Später erfahren wir, dass sie nach dem verheerenden Erdbeben 2023 gebaut worden sind. Die Garage in Tarsus ist ein Reinfall. Das Navi führt uns ins grüne Nirgendwo, keine Garage in Sicht. So fahren wir weiter in Richtung Adana. Unterwegs halten wir am Strassenrand, um das Mittagessen zu kochen. Hinter dem Gartenzaun winkt mir jemand und deutet, ich solle doch Çay trinken kommen. Es ist Farid, er hütet den Garten. Er hat kein Wasser mehr, als gebe ich ihm eine unserer Flaschen. Damit braut er den Tee. Er zeigt mir den Garten und pflückt Aprikosen und Mandarinen. Pia ist mit kochen schneller als Farid mit dem Tee. Nach dem Mittagessen laufen wir zum Wächter hinüber, trinken Tee und unterhalten uns via App. Dann ist es Zeit zum Aufbrechen.
Die D400 führt durch Adana hindurch und ist erstaunlich gut zu befahren, auch wenn der Verkehr langsam so richtig orientalisch chaotisch wird. Jeder sucht sich seine eigene Spur. Das Gebiet der Garage finden wir, aber die Werkstatt nicht. So frage ich jemanden, der fragt jemanden anders. Irgendwann finden wir die Mack Otomotiv. Dort geht es ähnlich weiter. Niemand spricht Englisch, die App übersetzt komisch. So hilft halt wieder das Sprechen mit Händen und Füssen. Irgendwann kommt der Jüngste mit der Fettpistole. Genau das, was ich wollte. Also machen wir uns an die Arbeit auf dem staubigen Boden. Wir sind alle dreckig und verschmiert, aber nach einer halben Stunde ist alles geschmiert.
Unglaublicher Service!
Nun will ich bezahlen. Der Chef winkt ab, ich verstehe nur «Döner». So frage ich via App nach, ob ich alle zum Döner-Essen einladen soll, denn mittlerweile ist es 15 Uhr, Zeit fürs Mittagessen in der Türkei. Damit wäre ich einverstanden. Der Chef winkt wieder ab und sagt, er würde das Essen für uns bestellen. Ach so ist das. Sie haben die Arbeit und statt bezahlen laden sie uns noch zum Essen ein?!? Unglaublich! Wir bedanken uns mit dem Hinweis, dass wir schon gegessen hätten. Gut haben wir noch Schweizer Schokolade bei uns. Wir verteilen vier Tafeln davon.
So geht es weiter. Wir fahren nach Ceyhan und parkieren im Picknick-Park, laufen etwas durch das Städtchen, trinken einen Çay und eine Limonade, dann gehts zum Stellplatz zurück. Morgen wollen wir noch ein letztes Mal an den Mittelmeerstrand, bevor es ins Landesinnere geht.
Marie-Thérèse Maissen
Den Info-Link hatte ich übersehen. In Zufunft will ich besser darauf achten.
Danke!
MT
Marie-Thérèse Maissen
Lieber Franz
Mich würde interessieren, ob die Schlossanlage von Mädchenburg von den Kreuzrittern stammt oder später erbaut wurde. Die ist absolut perfekt.
Gruss MT
Franz Feldmann
Liebe MT
Ich habe dazu im Text einen Info-Link eingefügt.
Lieber Gruss vom Ende des Mittelmeeres in der Türkei.