Von Montag, 2. Juni bis Mittwoch, 4. Juni 2025
Als wir am Morgen auf dem wunderschönen Stellplatz in Diyadin aufstehen, ahnen wir noch nicht, welch coolen Tag wir erleben werden. Nach dem Frühstück machen wir uns auf in Richtung Kars. Zuerst finden wir nur wenig entfernt eine heftig sprudelnde heisse Quelle. Ist immer wieder ein tolles Schauspiel. Wieder «on the road» ändern wir kurzfristig die Route. Anstelle auf der Hauptroute zu fahren, wollen wir auf einer Nebenstrasse durch die Berge. Alles beginnt ganz schön und artig mit einer geteerten Landstrasse, wo wir an einer schönen Moschee anhalten. Im nächsten Dorf wird die Strasse plötzlich ganz eng und ändert in eine Staub- und Dreckstrasse. Lange diskutieren wir, ob wir umkehren wollen. Ach was, ich versuche es mit der engen Bergstrasse. Wir können ja immer noch umkehren, so denken wir.
Alte Karawanserei
Es geht steil den Berg hinauf auf einer Spur, über Stock und Stein. Umkehren wäre hier nicht möglich, also ganz schön langsam weiterfahren. So fahren wir unsere erste wirkliche Offroad-Strasse auf unserer Reise. Die Landschaft ist wunderschön farbig und bergig. Bald kommen wir nach einem Jandarma-Checkpoint mit einem freundlichen Soldaten an einer Karawanserei vorbei, die laut Google geschlossen sein soll. Ist sie aber nicht. Die im 13. Jahrhundert gebaute Karawanserei lag an der Karawanenstrasse zwischen Batumi und Dogubeyazit und wurde wohl erst kürzlich restauriert. Wunderbar gemacht. Im Innern sind Bilder ausgestellt. Selbstredend sind wir die Einzigen hier und geniessen den Ort. Welch schöne Überraschung. Es sollte nicht die letzte sein!
Ein «Schweizer» mitten in der Pampa
Wir fahren noch etwas weiter, kochen unterwegs am Strassenrand. Von oben sehen wir bis nach Armenien auf der anderen Seite der Ebene unter uns. Im nächsten Ort halten wir an und wollen einen Çay trinken. An der Kreuzung des kleinen Ortes sitzen viele alte Männer. Wir gesellen uns zu ihnen. Ich möchte alle zu einem Çay einladen, was mir definitiv nicht gelingen will. Plötzlich sehen wir auf der anderen Strassenseite ein Auto mit Solothurner Nummernschild. Es ist Mehmet, der in zwei Tagen die über 3600 Kilometer von der Schweiz bis hierher gefahren und vor zwei Stunden angekommen ist. Wir reden kurz mit ihm. Natürlich sind wir zum Tee eingeladen. «Das ist unsere Kultur», sagt Mehmet und verabschiedet sich.
Wunderbares Bergwerk
Auch wir fahren bald weiter und müssen einen Stellplatz suchen. Nach einem ersten (erfolglosen) Abstecher Richtung armenische Grenze müssen wir umkehren, ist nichts. So fahren wir zum nächsten Ort Tuzlaca und werden wieder überrascht. Hier hat es ein Salzbergwerk. Leider ist es heute für einen Besuch geschlossen, aber wir kraxeln ein bisschen zwischen den Salzfelsen herum. Der ganze Berg besteht nur aus Salz. Wirklich cool hier! Auf dem Parkplatz dürfen wir übernachten, so bestätigt uns der Café-Wirt. Als er den Laden schliesst, bringt er uns noch zwei grosse Tee vorbei. Das WC bleibt die ganze Nacht offen. Camperherz, was willst du mehr? Als wir zu Abend essen, kommt ein kleiner Schmusekater vorbei. Er kann gar nicht genug Streicheleinheiten bekommen.
Absturz
Auch am Morgen wartet «Speedy» auf uns – so haben wir den Kater getauft, da er auf die dünnen Bäume hochrast – und kriegt natürlich seine Leckerli. Bald geht es weiter. Unterwegs kommen wir an farbigen Hügeln vorbei. Da will ich meine Drohne fliegen lassen. Gesagt – getan. Als ich sie fliegen lasse, bricht plötzlich das Signal ab. Ich laufe in die Hügel hinein. Nach kurzer Suche finde ich die Drohne an einem steilen Hang. Sie ist abgestürzt und liegt kopfüber. Gut habe ich sie gefunden. Nun muss ich die Ursache eruieren.
Die Strasse nach Kars führt auf über 2200 Metern Höhe. Hier oben ist es ziemlich kühl. Kars liegt «nur» auf knapp 1800 Metern Höhe. Wir fahren durch die Stadt und parkieren beim Käsemuseum. Die Garnisonstadt Kars ist bekannt für den lokalen Käse. Später kaufe ich welchen. Als erstes laufen wir zu einem Restaurant und bestellen ein Kahvalti (Frühstück). Wieder gibt es über 20 Schalen, die wir zusammen unmöglich bewältigen können. Natürlich ist der Käse einiges besser als an anderen türkischen Orten.
Abenteuer Dokument drucken
So schlendern wir durch die Gassen der Stadt, laufen durch viele kleine Läden, bis wir beim Wahrzeichen, der Burg aus dem 13. Jahrhundert ankommen. Natürlich laufen wir hoch und schauen die Stadt von oben an. So sehen wir ein nettes Gartenrestaurant direkt am Fluss. Dort laufen wir hin und bestellen Limonade und Tee, liegen an den Tisch. Leider stinkt der Fluss gewaltig nach Abwasser. Für die Kantonalbank muss ich einen Beleg ausdrucken. So frage ich in der Stadt in einem Best Western Shop nach. «Kein Problem» sagt Halil. Wird es aber, denn der Drucker will auch nach ewig langen Anläufen nicht anspringen. So bringt uns sein Sohn zu einem Internetladen, der aber leider geschlossen ist. Pia sieht einen Camera Store, dort versuchen wir wieder unser Glück. Und siehe da, nach fünf Minuten sind die beiden Seiten ausgedruckt! Nach gut 15’000 Schritten kommen wir wieder beim WoMo an und hoffen auf eine ruhige Nacht.
Die Ruinen von Ani
Diese haben wir auch. Am Morgen tröpfelt es ein bisschen, wir bringen unsere Wäsche in den Waschsalon, der ziemlich teuer ist. Was solls, wir wissen ja nicht, wann wir das nächste Mal die Bettwäsche waschen können. Dann fahren wir zu den Ruinen von Ani, etwa 40 Kilometer entfernt. Im Mittelalter war es eine Stadt von über 100’000 Einwohnern. Heute liegt es direkt am Grenzfluss zu Armenien. Ani war als Stadt der 1001 Kirchen bekannt. Davon sind nur noch wenige Ruinen zu sehen. Man merkt schon, dass diese Kirchen für die «Ewigkeit» gebaut wurden. Alles andere steht nicht mehr. Nachdem diese Stätte, obwohl UNESCO-Kulturerbe, lange vernachlässigt worden ist, gibt es immerhin Bemühungen, einzelne Objekte zu restaurieren. Das Areal ist weitläufig. Wir laufen fast drei Stunden umher und fahren dann wieder zurück. Zum Glück hat es heute auf dem Parkplatz keine bettelnden Kinder, vor denen man im Internet gewarnt wird.
Zurück in Kars holen wir die Wäsche ab. Pia findet endlich einen Frauen Coiffeur und schneidet ihre Haare für 8 Franken. Morgen soll es weiter in Richtung georgische Grenze gehen. Mal schauen, was wir unterwegs erleben.
Marie-Thérèse Maissen
Lieber Franz
Liebe Pia
Ihr erlebt wirklich tolle Sachen und es ist sehr nett, dass ihr uns daran teilnehmen lässt.
Interessant für mich waren die Karawanserei mit den ausgestellten Gemälden, die Schilderung von eurem erneuten Kahvalti-Frühstück mit 20 Schälchen in Kars, die Çay, die ich in diesen Ländern immer mochte und das Salzbergwerk von Tuzluca mit seinen Farben und Formen.
Konntet ihr die abgestürzte Drohne flicken?
Liebe Grüsse
MT