Von Mittwoch, 15. Mai bis Sonntag, 19. Mai 2025
Eigentlich haben wir gedacht, wir bleiben noch einen Tag am Mittelmeer und wir hätten bereits genug Ruinen/Steinhaufen/Burgen gesehen. Doch ersten kommt es anders und zweitens als man denkt… Nur 15 Kilometer von unserem Stellplatz entfernt besuchen wir eine gut erhaltene Karawanserei in Kurtkulaği. Das ist ein alter Gasthof, der an der Seidenstrasse die Karawanen beherbergt hat. Da sind wir also: auf der Seidenstrasse. Die Strasse ist aber nicht sehr weich, sie ist eher holprig. Niemand ist an der Karawanserei, wir haben sie also für uns alleine. Dann geht es an die Küste nach Yumurtalık. Von diesem Ort haben bereits mehrere Türken geschwärmt, vom Strand und den schönen Cafés. Doch davon sehen wir nicht viel. Da es die letzten beiden Tage am Abend heftige Gewitter gehabt hat, ist die See ziemlich aufgewühlt und voller Schilf. Cafés sind auch noch wenige offen. So essen wir an einem Ort, wo viele Türken essen. Es ist gut und einigermassen günstig. Wir wollen Yumurtalık noch eine Chance geben und fahren weiter hinaus an den Strand. Doch auch hier das gleiche Bild. Dafür steht ein alter Wachturm da, den wir besuchen. Man kann sogar innen hochsteigen und von oben die Aussicht geniessen. Aber alles rundherum ist ziemlich kaputt.
Ein kleiner Abstecher
So folgen wir der Strasse der Küste entlang und wollen nach Toprakkale zum Stellplatz gleich neben einer Burgruine. Doch unterwegs werden wir auf das Schild «Issos» aufmerksam, da fahren wir gleich hin, ist ja nur einen Kilometer entfernt. Ich erinnere mich an meine Geschichtsstunden vor langer Zeit am Gymnasium: «333, Issos-Keilerei», habe ich gelernt. Vom Schlachtfeld Alexanders des Grossen ist nichts mehr zu sehen. Das Schild «Issos» führt zu einem alten Aquädukt, das am Zerfallen ist, wie so vieles in dieser Gegend. Wir treffen auf drei junge Türkinnen, die wegen einer Kuh erschrecken und kommen so ins Gespräch. Zusammen laufen wir noch zur Ruine Epiphaneia, die hinter einem Zaum eingeschlossen ist. Lohnt sich nicht wirklich, dahin zu laufen, ausser man hat nette Gesellschaft. Die Girls zeigen uns einen weissen Maulbeerbaum, von welchem wir die leckeren, süssen Früchte essen. Sollen gut fürs Herz-/Kreislaufsystem sein und den Haarwuchs fördern. Na ja, vielleicht wache ich ja morgen mit vielen Locken auf… 🤣😜
Es geht weiter, endlich kommen wir in Toprakkale (Erdenburg) an. Der Stellplatz ist in einem Wald auf einem Hügel gleich unterhalb der grossen Burg. Die Ruine ist ziemlich gut erhalten, man kann noch durch die Steingewölbe laufen, wo Fledermäuse drin hausen. Sehen tun wir sie nicht, wir hören sie nur. Beim Herunterlaufen kreuzen wir eine grosse, alte Schildkröte. Leider liegt auch hier überall viel Müll herum, trotz der Schilder, die darauf hinweisen, eben keinen Müll liegen zu lassen. Am Abend gibt es beim Nachtessen draussen auf einer Lichtung einen wunderbaren Ausblick auf den Sonnenuntergang über der Ebene.
Zum ersten Mal auf einem Campingplatz
Auch am Morgen sehen wir kurz vor der Abfahrt zwei Schildkröten. Wir nehmen uns noch einen Moment, um sie zu beobachten, dann fahren wir in Richtung Gaziantep, kurz Antep genannt. Heute sehen wir ebenfalls extrem viele Neubauten am Strassenrand. Alles wird nach dem verheerenden Erdbeben 2023 neu gebaut. Auch ganze Containerdörfer sehen wir. Die Strasse wird wieder zur Bergstrasse, einmal geht es auf 1090 m.ü.M. hoch, dann sogar fast auf 1200 m.ü.M. Unterwegs halten wir an einem kleinen Strassencafé an und trinken Tee und Ayran. Dann geht es über eine kleine Strasse an Feldern vorbei nach Gaziantep. Wir steuern unseren ersten Campingplatz nach 251 Nächten an. Er ist etwas ausserhalb der Stadt und ruhig gelegen, so dachten wir.
Für die 450 Lira (10 Franken) bekommt man nicht nur einen Stellplatz mit Wasser und Strom, auch die warmen Duschen und sogar die Waschmaschinen/Tumbler sind inbegriffen. So kostet uns die Nacht also weniger als einmal den Waschsalon bezahlen. Ich bediene die Waschmaschinen, als es im geschlossenen Wasserpark nebenan losgeht. Es wird eine Hochzeit gefeiert. Natürlich mit überlauter Musikanlage. So viel zur Ruhe. Unterdessen sind auch Derya und Manuel eingetroffen. Sie sind ein deutsch/türkisches Ehepaar, das auch mit einem ExMo unterwegs ist. Wir kommen ins Gespräch und verbringen einen coolen Abend zusammen bei Wein und Tee (etwas gesalzen, gell Manuel…🤣🤪). Gottseidank stellt die Musik nebenan um 22.30 Uhr ab, so ist es wieder ruhig.
Wir sind begeistert
Am Samstagmorgen nehmen wir ein Taxi in die Innenstadt. Der Pförtner ruft uns eines. Es kostet 480 TL bis wir mitten im Stadtzentrum beim Basar ankommen. Wir sind sofort hell begeistert. Der Markt scheint richtig ursprünglich zu sein. Keine westlichen Touristen sind auszumachen. Es hat ein paar türkische Reisegruppen, die sich für einen Moment durch die engen Gassen hindurchzwängen. In einem einfachen Café trinken wir Çay und essen einen leckeren Toast, dann geht es auf Erkundungstour. Einfach wunderbar, alle Sinne werden angesprochen. Sogar Kamelsättel sehen wir. Kurzerhand kaufen wir gleich nebenan eine Velotasche. Die haben wir schon länger gesucht. Für 300 TL (ca. 7.50 CHF) kriegen wir ein wunderbares, handgemachtes Stück, das auf meinen Packträger passen sollte. So geht es auch heute über 10’000 Schritte, immer wieder unterbrochen von einer Limonade oder einem Tee.
Die Burg wird derzeit restauriert, da auch sie beim Erdbeben 2023 in Mitleidenschaft gezogen worden ist und kann nicht besichtigt werden. Endlich finde ich auch ein Galatasaray-Shirt für Ramon in einem Laden, das günstig ist und einigermassen gut aussieht. Müde fahren wir mit dem Taxi zurück. Der Fahrer hat keine Ahnung, wo der Karavan Parki ist, verfährt sich auch kurz. So wird die Rückfahrt 100 TL teurer. Auch heute Samstagabend wird kräftig gefeiert, die Musik wird um 22.40 Uhr zum guten Glück abgestellt. Die vielen Türken, die auf den Campingplatz gekommen sind, schauen draussen fern, sind aber einigermassen ruhig.
Viele Pistazien am Euphrat
So heisst es Abschied nehmen von unserem ersten Campingplatz. Wir umfahren Gaziantep. Das Navi steuert uns auf direktem Weg auf eine Bauernstrasse, mitten durch Pistazienfelder. So haben wir nach den Produkten gestern nun auch die Originale an den Bäumen gesehen. Wir erreichen den Euphrat und machen einen Abstecher zum Atatürk-Staudamm. Dort ist die antike Stätte Zeugma. Da Sonntag ist, ist alles mit Autos zugestopft und ich muss rückwärts den Berg wieder hochfahren, um zu parkieren. Kaum stehen wir, kommt eine Horde Jungs auf uns zugerannt. Sie wollen im Stausee schwimmen gehen. Wir laufen zum Ufer, wo sich viele Einheimische zum Picknick niedergelassen haben. Wir trinken eine Limonade im Restaurant, auf einen Besuch der Stätte verzichten wir. Der Hauptteil des antiken Ortes ist sowieso im Stausee versenkt worden. Unterwegs halten wir bei Felsengräbern an, dann überqueren wir den Euphrat in Birecik und stellen das WoMo bei der Polizeistation am Euphrat ab.
Gleich nebenan ist ein kleines Restaurant am Ufer. Heute ist es heiss, so trinken wir erneut etwas. Dann nehmen wir die Velos und fahren dem Uferweg entlang in den Ort, der absolut kein Touristenort ist, nur Einheimische hier. Die Burgruine ist von aussen gesehen eindrücklich. Am Fusse der Burg essen wir etwas bei einem Stassenwirt und beobachten das Leben hier. Als wir bezahlen, scheint mir, dass seine Rechnung etwas gar gut für ihn ausgefallen ist. Ich diskutiere etwas und bekomme 10 Lira zurück. Als wir wegfahren merken wir, dass er uns nicht all zu sehr übers Ohr gehauen hat. In der Bäckerei kaufen wir noch Brot, dann sitzen wir am Ufer des Euphrat und trinken einen Çay. Wir warten, bis es eindunkelt und die Burg schön beleuchtet wird. Die Stimmung in der Blauen Stunde am Fluss ist wunderbar, die Burg wird nicht erhellt. So geht es zurück zum WoMo. Dort werden wir überrascht von lauter Musik. Eine Hochzeit wird lautstark in der Bar nebenan gefeiert. Das bedeutet, dass auch der anvisierte Parkplatz übervoll ist. So bleiben wir an der Strasse stehen. Ein Polizist, der hier wohnt und sein Auto abstellt, sagt uns, dass wir hier ohne Probleme übernachten dürfen. Mal schauen, wie lange es die überlaute Hochzeitsband heute Abend noch aushält…
Marie-Thérèse Maissen
Lieber Franz
Liebe Pia
Euer Bericht der letzten drei Tage war höchstinteressant zu lesen. Vielen Dank!
Interessiert hat mich vor allem die Karawanserei und der Basar von Gaziantep. Der YouTube
-Film war hervorragend. Auch Der Hochzeitsfilm interessierte mich.
Ihr nähert euch sehr rasch Georgien, wo ihr ja ein Visum habt, das beschrankt ist. Eure Karten finde ich auch super. Toll, dass man sie verkleinern kann, um besser zu sehen, wo ihr genau seid.
Liebe Grüsse
MT