Viele Höhenmeter und Höhlenwohnungen

Veröffentlicht in: 2025, Reise | 4

Von Montag, 30. Juni bis Mittwoch, 2. Juli 2025

Auf der Passhöhe haben wir gut geschlafen. Am Morgen werden wir von einer grossen Herde Kühe geweckt, die es von unserem WoMo wegzujagen gilt. Die Viecher, vor allem die jungen Stiere, sind wirklich «gwundrig», was ihnen da im Wege steht. Auch ein anderes Schauspiel spielt sich ab. Der Nebel kommt und geht, kämpft mit der aufgehenden Sonne, was mich dazu verleitet, eine Timelapse zu machen (siehe Video unten).

Kurven, Kurven, Kurve
Dann gilt es, die vielen Höhenmeter mit endlosen Kurven zu vernichten. Kurz vor Kadscharan halten wir an und schauen uns die riesige Mine an. Es herrscht ein emsiger Betrieb mit riesigen Kippern und Lastwagen. Kurz danach sehen wir ein Schild an der Strasse, das zu einem weiteren Kloster, dem Kloster Vahanavak führt. Wir fahren die enge, aber gut geteerte Strasse hoch. Die Äste hängen immer tiefer. Leider hat es auf dem Parkplatz vor dem Kloster nur wenig Platz, um das WoMo umzudrehen, eigentlich gar keinen. Wieder ist Millimeterarbeit gefragt. Ein Ast demoliert fast meinen eh schon lädierten rechten Rückspiegel. Das Kloster selber haben wir schnell gesehen, ist nicht unerwartet so, wie die anderen zuvor auch.

Nachdem wir weitergefahren sind, kommen wir wieder einmal in Kapan an und fahren die gleiche Strasse, wie wir gekommen sind, nach Tatew. Als hätte ich heute nicht schon genug Kurven gehabt, ist die Fahrt vom Kloster hinunter in die Tatewschlucht steil mit vielen, engen Kurven. Wieder müssen zig Höhenmeter mit viel Motorenbremse abgebaut werden. Aber es lohnt sich, die Schlucht hier unten ist wunderbar eng und cool zum Schauen. Auch hier kommt aus einer Röhre Mineralwasser (Jermuk).

Einen schönen Flecken gefunden
Was runter geht, muss auch wieder auf der anderen Seite rauf. Unterwegs halten wir noch beim Beobachtungspunkt Halidzor an. Von hier aus haben wir eine weitere wunderbare Aussicht auf die steile Tatewschlucht. Nun aber wollen wir einen Stellplatz suchen, es wird langsam Zeit. Im alten Khot werden wir nicht fündig. Momentan wird gerade eine Glamping-Anlage gebaut. Die alten, sehenswerten Terrassen sehen wir nicht. So fahren wir jetzt schon nach Goris. Kurz vor dem Ort hat es einen kleinen Stausee mit einem schönen Stellplatz direkt am Wasser. Während Pia einmal um den See läuft, bade ich im Wasser, streng beobachtet von zwei Hunden, die nachher einen Happen kriegen. Offenbar haben sie riesigen Hunger, sie essen alles, unser altes Brot und sogar Melone. Ein kleines Gewitter entlädt sich über uns. Das ist gut, so werden wohl heute keine Partys in unserer Nähe gefeiert, nur ein paar Fischer sitzen unentwegt am Wasser.

Ein fauler Tag
Als wir am Morgen erwachen, liegt um uns herum ziemlich dichter Nebel, zwischendurch regnet es ein bisschen. Eigentlich schade, denn wir wollen hier direkt am Sdikhsee den einen oder anderen Tag bleiben, um eine Pause einzulegen. So kann ich endlich mal meine Steuererklärung machen. Doch das Internet macht mir einen Strich durch die Rechnung. Mal habe ich Verbindung, mal nicht. So gibts heute einen faulen Tag. Pia geht laufen, ich erstelle wieder einmal verschiedene Backups, dann erstelle ich verschiedene Songs, die ich bei den nächsten Videos vielleicht brauchen kann. Zum Schluss des Tages knete ich noch einen Zopfteig, damit wir morgen frisches Brot haben. So geht der Tag auch vorbei.

Frischer Zopf und viele Höhlen
Zum heutigen Tag gibt es ein leckeres Frühstück mit frischem Zopfweggen, dann erkunden wir Goris. Zuerst füllen wir unsere Gasflasche an einer uralten Tankstelle, aber es funktioniert. Der alte Mann braucht eine wohl noch ältere Waage, um die Flasche für acht Franken zu füllen. Bin zwar nicht sicher, ob er sie voll gefüllt hat, aber egal, wir haben auf jeden Fall wieder genug Gas an Bord. Wir laufen zu den Höhlen und zu den markanten Steinsäulen hoch. Die Höhlen sind in den Sandstein hineingehauen und noch lange im letzten Jahrhundert auch bewohnt worden. Je weiter wir nach oben laufen, je weniger sieht man den Weg. Hier läuft offenbar kein Tourist mehr herum. Das ganze Herumsteigen macht Hunger, so essen wir im Einkaufszentrum etwas.

Dann geht es noch etwa zehn Kilometer weiter. In Khndzoresk (wie spricht man das aus?) warten weitere Steinsäulen und Höhlen. Vor dem Anfahrtsweg wird gewarnt. Die drei Kilometer Holperstrasse sind tatsächlich nicht schön, aber richtig langsam mit viel Vorsicht ist das gut zu bewältigen. Wir steigen in die Schlucht hinab, laufen über die wacklige Hängebrücke. Bis Mitte der 50er-Jahre war dies eine richtige Stadt, offenbar die grösste in der Region. Nun ist sie verlassen, nur noch Touristen kommen hierher. Die Hängebrücke wurde erst 2012 eröffnet und damit dem Tourismus den Weg geebnet. Wann genau diese Siedlung gegründet worden ist, weiss man nicht so genau. Im 13. Jahrhundert wurde sie zum ersten Mal schriftlich erwähnt. Ich laufe schon mal die 420 Treppenstufen zum Wohnmobil hoch, Pia will sich noch ein paar Höhlen mehr ansehen.

Meghripass: Kampf des Nebels am frühen Morgen.

4 Antworten

  1. Doris

    Liebe Pia und lieber Franz, es hat mir Spass gemacht, euch auf euerer Reise zu begleiten. Die Aufnahmen und der Text zeigen grosse Vorbereitung und Wissen.
    Meine Augen machen mir immer mehr Probleme. Seit Weihnachten kann ich keine Zeitung ohne Vergrösserungsglas mehr lesen. Ich wünsche euch eine erlebnisreiche weiter Fahrt und möchte euch nicht weiter begleiten. Mit lieben Grüssen Doris

    • Franz F. Feldmann

      Liebe Doris
      Das tut mir leid. Wir wünschen dir alles Gute! Freut uns, von dir zu hören.
      Lieber Gruss Franz und Pia

  2. Marie-Thérèse Maissen

    Lieber Franz
    Liebe Pia

    Danke für euren Bericht! Franz, ich habe wieder einmal etwas von dir gelernt, wusste nämlich nicht, was „eine Timelapse“ sein sollte. Jetzt weiss ich es.

    Die Höhlenwohnungen, die ihr in Goris und Khndzoresk gesehen habt, sind wirklich beeindruckend und ich verstehe, dass Pia noch mehr davon sehen wollte.

    Vom selbst gebackenen Zopf hätte ich gerne probiert, musste sicherlich gut sein.

    Liebe Grüsse

    MT

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