Von Donnerstag, 5. Juni bis Sonntag, 9. Juni 2025
Von Donnerstag, 5. Juni bis Sonntag, 8. Juni 2025
Am Morgen suchen wir in Kars nach einer günstigen Tankstelle, der Verkehr in der Stadt ist gross und eng. Da krachts plötzlich. Ich bin mit meinem rechten, bereits ziemlich lädierten Rückspiegel mit einem parkierten LKW kollidiert. Der Chauffeur rennt mir erbost und ganz aufgeregt hinterher, doch in diesem dichten Verkehr auf einer engen Strasse anzuhalten, ist gar nicht so leicht. Ich schaffe es dann doch noch und steige aus. Der Typ will sofort die Polizei rufen. Soll er doch. Ich deute ihm, dass ich den Schaden anschauen komme. Er beruhigt sich ein bisschen. Als wir bei seinem LKW angekommen sind, sehe ich sofort, dass bei ihm gar nichts passiert ist. Nur sein Spiegel ist zurückgeklappt, so wie es sein soll. Also beruhigen sich alle wieder (vor allem der LKW-Fahrer 😁), wir sagen beide «ok, ok». Das wars. Mein kleiner Weitwinkel-Rückspiegel ist kaputt, das Gestell sowieso, es klappt während der Fahrt zu dem Wasserfall in Susuz immer wieder ein. Als wir aus Kars rausfahren wollen, treffen wir per Zufall auf einen Schaf- und Ziegenmarkt. Natürlich will ich das sehen und laufe durch das Chaos. Heute wird viel verkauft, denn morgen ist offenbar das Opferfest. Mir werden mehrere Ziegen angeboten. Sie würden für mich auch sofort geschlachtet…
So geht es weiter zu den Susuz-Fällen. Wir parkieren auf dem Parkplatz neben dem Wasserfall. Dieser ist für uns Schweizer eher enttäuschend. Muss man nicht unbedingt gesehen haben. Wir haben extra einen Umweg in Kauf genommen. Immerhin gibt es im Restaurant nebenan einen Gratistee. Während Pia kocht, demontiere ich den defekten Spiegel und ziehe alle Schrauben besser an. So hält der Rückspiegel wieder besser. Nach dem Mittagessen entscheiden wir uns, über die Grenze nach Georgien zu fahren und nehmen die Route um den Çıldır See. Wir staunen, wie viele LKWs uns auf dieser engen Strasse entgegenkommen. Wir versuchen, bei einem Picknickplatz einen Stellplatz zu finden. Ich kämpfe mich durch enges Dickicht und tiefe Äste, ehe ich wieder wenden und weiterfahren kann. So geht es weiter dem See entlang, bis wir einen Parkplatz mit zwei geschlossenen Restaurants in Çıldır finden. Dort stellen wir das WoMo hin. Kaum sind wir da, kommen verschiedene Stier-, Kuh- und Schafherden vorbei. Zwei Hunde suchen im Schatten unseres WoMos Schutz. Sie bekommen von uns etwas zu fressen, so werden sie uns während der Nacht gut bewachen. Im weiteren Verlauf des Nachmittags kommen viele Türken vorbei. Jemand schenkt uns einen Bananen-Cake.
Über die Grenze nach Georgien
Wir erwachen früh. Die Hunde haben in der Nacht zweimal jemanden/etwas laut bellend verjagt. Wir fahren die letzten Kilometer auf türkischen Strassen. In Çıldır wollen wir noch Brot kaufen. Vor der Bäckerei wird gerade eine Kuh geschlachtet. Heute beginnt das Opferfest Çokuk Bayramı. Bald sind wir an der türkisch/georgischen Grenze. Wir sind praktisch das einzige private Fahrzeug, alles andere sind LKWs, die auf die Abfertigung warten. Auf türkischer Seite müssen wir durch drei Kontrollen, sogar das Wageninnere wird mehrfach inspiziert. Aber es geht zügig voran. Auch auf georgischer Seite sind wir sehr schnell durch. Alle sind freundlich, durch den X-Ray müssen wir nicht. Entgegen den Referenzen auf Google können wir diesen Grenzübergang empfehlen. Ein Türke sagt mir, dass die anderen Grenzübergänge heute total verstopft seien. «Wir haben Glück», so lacht er. Inshallah!
Geld und SIM-Karte
Die Strasse nach Achalkalaki, der nächst grössere Ort in Georgien, ist zuerst gut, dann ist sie wirklich so schlimm von Schlaglöchern besetzt, wie gemeldet/befürchtet. Aber mit der nötigen Vorsicht schaffen wir das locker. Wir merken sofort, dass es hier keine Moscheen mehr hat. In Achalkalaki lassen wir als Erstes georgische Lari (1 Franken = 3 Lari) aus einem Automaten, dann laufen wir durch den Markt und essen unsere erste Shawarma, eine Art Dürüm, nur besser! Danach kaufen wir eine SIM-Karte. Die nette Dame von Magti richtet auch mein Handy ein. Nun haben wir für 30 Tage unlimitiertes Internet für ca. 12 Franken. Nicht so schlecht! Anschliessend laufen wir zur Burgruine anfangs Dorf, wo uns schon ein paar Hunde erwarten. In der armenischen Kirche werden wir per Zufall Zeuge einer Taufe eines jungen Paares, dann geht es auf die Suche nach einem Stellplatz. Wir werden am Bach Paravani mitten in der grünen Natur mit viel blühenden Blumen fündig.
Wiedersehen mit Paul
So geht es am Morgen dem Paravani entlang weiter bis zur Burg Khervisi, die wir natürlich besuchen. Von oben sehen wir Paul mit seinem amerikanischen Acela-ExMo heranfahren. Zum ersten Mal haben wir ihn in Mardin getroffen. Er parkiert hinter uns, wir treffen ihn beim Eingang und beschliessen, zusammen einen Lunch zu essen. An einem Bach finden wir einen wunderschönen Platz, Pia kocht «Ghackets mit Hörnli». Dann fahren wir gemeinsam nach Vardzia, einem der touristischen Hotspots Georgiens. Es sind unzählige in den Fels gehauene Höhlen aus dem 12. Jahrhundert. Noch immer sollen einzelne Mönche dort wohnen. In der Nacht sehen wir vereinzelte Lichter, denn unser Stellplatz ist gleich am Hang gegenüber. Einen viel besseren Platz gibt es wohl nicht.
Ein paar Bier
Zusammen mit Paul fahren wir nach einem abenteuerlichen Ticketkauf mit einem Minibus zu den Höhlen hoch und laufen durch die Anlage. Unzählige andere Touristen, zumeist in Gruppen, sind ebenfalls anwesend. Nachdem wir die vielen Treppenstufen bewältigt haben, lädt uns Paul zu einem, zwei Bier in einem der Flussrestaurants ein. Wir bestellen georgische Teigtaschen und mexikanische Kartoffeln als Appetizer. Die Portionen sind so gross, dass wir nichts mehr zum Abendessen brauchen. Am Stellplatz gibts von Paul nochmals ein Bier. So klingt der Tag mit einer wunderbaren Aussicht auf die schwach beleuchteten Höhlen gemütlich aus.
Wunderbare Velofahrt
Nach dem Frühstück fahren wir mit den Velos gemeinsam mit Paul dem Fluss entlang weiter ins malerische Tal hinein. Schon bald kommen wir an einer Schwefelquelle vorbei. Das kleine Bad nebenan ist um diese Zeit geschlossen, nur aus einer Röhre spritzt das warme Wasser heraus. Weiter geht es steil den Berg hoch zu einem Frauenkloster, wo wir etwas verweilen. Dann geht es 5 km bis ins nächste Dorf durch eine eindrückliche Landschaft. Wir kehren um. Unterwegs dusche ich im warmen Wasserstrahl der Schwefelquelle. Schon lange nicht mehr so lange warm geduscht! Zurück auf dem Stellplatz gibt es zusammen mit Paul einen Lunch. Ich lege mich zum ersten Mal auf dieser Reise im Schatten in die Hängematte, Pia geht laufen. Während des Nachmittags stellen sich zwei Dornbirner WoMos direkt neben uns. Sie kommen aus Armenien. Am Ende des Tages stehen sechs Wohnmobile auf dem Platz. Auch heute trinken wir am späten Nachmittag ein Bier im Restaurant am Fluss, dann gibts mit Paul ein gemeinsames Nachessen mit Blick auf die Höhlen.
Marie-Thérèse Maissen
Danke für die tollen Bilder der Felsenhöhlen und des Klosters von Vardzia! Die Metzgete von Cildir Bayram ist für uns gewöhnungsbedürftig, aber interessant.
Nach neun Monaten Unterwegssein darf schon einmal ein Rückspiegel etwas leiden.🥴
Ich staune immer wieder, wie viel günstiger unlimitiertes Internet im Ausland sein kann. Wir Schweizer zahlen einfach zuviel.
Bei uns kommt diese Woche endlich der Sommer.
Guten Aufenthalt in Georgien!
MT