Ishak Paşa, Ararat, Arche Noah, heisses Wasser

Veröffentlicht in: 2025, Reise | 4

Von Donnerstag, 29. Mai bis Sonntag, 1. Juni 2025

Auf einer kleinen Feldstrasse fahren wir von den Muradiye Wasserfällen weiter zur D975. Die Gegend ist wunderschön und führt über 2500 Metern Höhe. Viele LKWs sind auf der gut ausgebauten Strasse unterwegs, auf fast jedem Hügel hat es eine Polizei- oder Armeestation. Fast wie bei uns im Mittelalter. Wir fahren ja auch nur wenige hundert Meter neben der iranisch/türkischen Grenze. In Caldiran halten wir an und laufen durch die Stadt, was offensichtlich nicht viele Touristen machen, denn überall werden wir angesprochen. Ist ja auch eine Durchgangsstadt auf dem Weg nach Georgien oder von dort weg. Uns wird wieder einmal Tee offeriert. Als wir weiterfahren, sehen wir bald den noch schneebedeckten Ararat und halten auf einer Nebenstrasse an. Sofort kommen viele kleine Jungs von allen Seiten und betteln um Geld. Kaum fahren wir weiter, werfen sie Steine nach uns, was Pia wie eine Furie ausrufen lässt, die Jungs verstieben in alle Richtungen. Nur einer wirft nochmals einen Stein.

Heute ists gratis
Wir kämpfen uns durchs Strassendurcheinander in Dogubeyzıt und fahren den Berg hoch zum Ishak Paşa Schloss. Wir dachten, dass ganz viele WoMos da sind, ist aber nicht so. Beim Eingang müssen wir die 3 Euro Eintritt nicht bezahlen, denn die Tickets sind ausgegangen. So ist heute also Gratistag! Auch nicht schlecht. Das Schloss wurde im 17. Jahrhundert erbaut und ist massiv aus Stein. Als wir da sind, werden gerade Hochzeitsfotos gemacht. Am Abend geniessen wir die herrliche Stimmung mit dem Schloss im Vorder- und dem ganzen Tal im Hintergrund. Bald gesellen sich die obligaten Autos mit lauter Musik zu uns. Diesmal dürfen wir die kurdischen Bässe und Beats bis nach 24 Uhr «geniessen». Morgens vor 6 Uhr steht schon der nächste DJ auf Rädern vor unserer Tür…

Viel laute Musik
Heute Freitag gibt es einen faulen Tag, wir bleiben auf dem Parkplatz des Schlosses Ishak Paşa. Pia läuft den Berg hoch und schaut sich weitere Ruinen an, ich bleibe unten und lade Musik für meine zukünftigen Videos runter, als ein Überfallkommando mit vielen Autos und ohrenbetäubender Musik auf den Parkplatz heranbraust (siehe Video). Laut Auskunft eines Lokalen sind das Kinder reicher Eltern. Diese würden ihr Vermögen mit illegalen Geschäften mit Alkohol, Tabak und Öl machen. So gehen wir ins Restaurant gleich nebenan einen Çay trinken, treffen Četin und Helena aus Österreich mit ihrer Tochter Ava. Wir reden ein bisschen, tauschen uns aus. Währenddessen fegt ein Gewitter über die Ebene unter dem Schloss, was wunderbare Bilder und einen kalten Wind ergibt. Wir sind ja gespannt, wie laut diese Nacht wird.

Die Arche Noah
Auch wenn heute das Wochenende beginnt, haben wir auf dem Ishak Paşa Parkplatz eine ruhige Nacht verbracht. Kein Auto, das uns gestört hätte. Da es gestern ein paar Tropfen verworfen hat und durch das Tal ein Gewitter gefegt ist, ist die Luft heute ganz klar. So fahren wir am majestätischen Ararat vorbei. Heute ist er gänzlich unbedeckt von Wolken. Einfach ein herrlicher Anblick! Um die «Fundstelle» der Arche Noah zu erreichen, muss man vom Tal aus fünf Kilometer eine enge und steile Bergstrasse hochfahren. Oben angekommen sind wir alleine. Ausser dem Wärter des Visitor Centers ist niemand da. Die «Fundstelle» ist wissenschaftlich äusserst umstritten, gelinde gesagt. Was man sieht ist eine Felsformation in der Form eines grossen Schiffes. Im kleinen Besucherzentrum wird uns ein Video gezeigt, in dem auch Beweise präsentiert werden. Na ja. Die Aussicht auf den Ararat, den höchsten Berg der Türkei und gleichzeitig den biblischen Landeplatz der Arche Noah sowie auf das versteinerte «Wrack» ist unbeschreiblich. Ich lasse die Drohne fliegen, natürlich will der Wärter auch noch ein Drohnen-Selfie. Zuvor hat er uns eine Ticket-Quittung ausgestellt. Er hat 200 TL (ca. 4 Fr.) eingetragen. Ich nehme mal an, er hat sich mit uns etwas Taschengeld verdient… 😝😂😜

Da es hier nicht mehr viel zu tun gibt, fahren wir wieder den steilen Berg hinunter. Wir sind nur noch zehn Kilometer von der türkisch/iranischen Grenze entfernt. Das wollen wir uns ansehen. Über drei Kilometer vor dem Grenzposten stauen sich die LKW zweispurig. Auch auf dem Parkplatz stehen hunderte LKWs und warten auf die Abfertigung. Gut, dass ich kein Fernfahrer bin, der Waren in den Iran transportieren muss. Kurz vor der Grenze drehen wir um, um nicht die Gefahr zu laufen, irgendwo stecken zu bleiben. So fahren wir nach Doğubeyazıt zurück. Dort laufen wir durch den Markt. Wir sind die einzigen Touristen hier. Hierher verirren sich wohl nur wenige. Auf der Strasse gibts heute einen Charity-Anlass. Die Schulen sammeln Geld für ein krankes Kind. In einem Restaurant versuche ich allerhand lokale Speisen. Es ist köstlich. Dann ist es Zeit, sich einen Stellplatz zu suchen.

Heisse Quellen und eine Überraschung
Wir haben gehört, dass es in Diyadin, in etwa 50 Kilometern, heisse Quellen hat. So fahren wir da hin. Beim Ortseingang steht eine Polizeikontrolle. Alle wollen uns die Hände schütteln und fragen, wohin wir wollen. «Zur Therme.» Das scheint für sie in Ordnung zu sein. Sie wünschen uns eine gute Fahrt. In Diyadin wird gerade die Hauptstrasse neu gebaut. Also fahren wir über sehr enge Staubstrassen durch den Ort. Ein paar Kilometer hinter Diyadin werden wir am Canyon des Murat fündig. Es riecht nach faulen Eiern. Doch das Wasser ist hier viel zu heiss. Baden kann man eh nur in dafür bereit gestellten Hütten, streng nach Geschlecht getrennt. So fahren wir dem Bach entlang etwas weiter und finden auf einer Wiese direkt am Wasser einen fantastischen Stellplatz (siehe Video!). Als wir schon im Dunkeln im WoMo sitzen, kommt ein Auto vorbei, was uns sehr verwundert. Pia öffnet das Fenster. Ein Mann will uns etwas zu essen bringen. Er bringt uns Brot, ein Paket Chips und mir eine Dose Bier. Er redet nur kurdisch. Ich bedanke mich herzlich, da fährt er auch schon wieder weg. Unglaublich! So etwas würde uns in der Schweiz NIE passieren…

Der Platz ist so schön, dass wir entscheiden, noch einen Tag hier zu bleiben. Wir frühstücken draussen vor dem WoMo. Es wird ein «fauler» Tag. Wir geniessen die Umgebung rund ums WoMo, liegen in einen Bach mit warmem Wasser, natürliche Wellness. So ein ruhiger Tag tut auch mal gut.

Auf dem Weg nach Ishak Paşa.
Überfall der reichen Schnösel.
Drohnenflug über Ishak Paşa.
Arche Noah mit der Drohne.
Doğubeyazıt Charity und Markt.
Ararat und iranische Grenze.
Wunderbarer Stellplatz Diyadin.

4 Antworten

  1. Marie-Thérèse Maissen

    Lieber Franz
    Liebe Pia

    „Die Aussicht auf den Ararat, den höchsten Berg der Türkei und gleichzeitig den biblischen Landeplatz der Arche Noah sowie auf das versteinerte «Wrack» ist unbeschreiblich.“ Das hätte ich auch gerne gesehen. Den Ararat sah ich nur einmal vom Flugzeug aus.

    Toll, die Drohnenvideos!

    Liebe Grüsse MT

  2. Jürg und Trix

    Das müsste man selbst erleben, was ihr da alles seht. Super Bilder. Gruss Jürg V. und Trix

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