Von Donnerstag, 22. Mai bis Sonntag, 25. Mai 2025
Lange wissen wir am Morgen nicht, was wir heute machen wollen. Eigentlich wollen wir nicht in Mardin bleiben, aber weiterfahren auch nicht. So verabschieden wir uns von Hilmar (@harald-reist), sitzen zu Gonda und Piet, dann kochen wir etwas zu Mittag. So bleiben wir. Pia geht laufen, ich mache in der Hitze im Schatten Siesta. Tut auch mal gut, ein Tag mit Nichts-Tun. Am späteren Nachmittag laufen wir wieder in die Altstadt hoch, durch den Basar zu einem Restaurant mit Terrasse. Wir wundern uns, wo Paul geblieben ist. In seinem WoMo rührt sich nichts. Während wir etwas essen, geniessen wir die Aussicht. Bald geht es wieder im Dunkeln zum WoMo zurück.
Schlechte Nächte
In der Nacht wird es Pia plötzlich schlecht. Sie muss mehrfach erbrechen und hat Durchfall. Mir geht es zum Glück gut, auch wenn wir beide das Gleiche gegessen haben. So schlafen wir in dieser Nacht nicht gerade viel. Zudem ist es recht lärmig, weshalb wir am Morgen ziemlich geschafft und müde aufstehen. Nun erfahren wir auch, warum wir Paul gestern nicht gesehen haben. Er hat eine Nierenkolik durchgemacht mit einem 17 mm grossen Nierenstein. Der Platzbesitzer hat ihn ins Spital gefahren. Nun muss Paul entscheiden, ob er den Drainagekanal in seiner Niere in zehn Tagen entfernen lässt und was er bis dahin macht.
Unerwartete Perle
Obwohl es Pia noch nicht so gut geht, fahren wir weiter. Wir wollten eigentlich der türkisch/syrischen/irakischen und iranischen Grenze entlang fahren, haben uns aber umentschieden. Wir nehmen die Route über Mityad, Hasankeyf und Batman in Richtung Van-See. Als wir einmal kurz stoppen, werden wir von zwei Bauern mit Traktor gleich zum Tee im Garten eingeladen. Via App erklären sie, dass sie ganz schön neidisch auf unser Fahrzeug seien.
Bald geht es weiter. In Mityad stoppe ich am Strassenrand. Pia bleibt im WoMo und ruht sich aus, ich will ein bisschen herumlaufen. So entdecke ich einen kleinen, coolen Basar und eine wunderbare Altstadt. Man wähnt sich wie auf einen Schlag im Orient, entsprechend ist die Bauweise der Häuser. Der Höhepunkt ist das historische Gasthaus. Ich bezahle die 50 TL Eintritt und werde gleich mit einem Tänzchen empfangen. Einfach fantastisch, das Bauwerk! Ganz zuoberst auf der kleinen Terrasse hat man einen schönen Ausblick auf die Altstadt. Ich komme in Kontakt mit einer Gruppe türkischer Jugendlicher, dann esse ich wieder zurück in der Altstadt einen Leber-Dürüm (Çiğer) mit Ayran und Tee für drei Franken. Einfach köstlich! So habe ich mit Mityad eine unerwartete Perle entdeckt.
Schon wieder eingeladen
Auf der Route D955 geht es in Richtung Tigris. In Hasankeyf soll es eine versunkene Stadt geben, die wollen wir sehen. 2020 wurde diese historische Gegend entgegen internationalem Protest geflutet, 60’000 Leute mussten eine neue Wohnung finden. Die Geschichte ist lang. Hasankeyf liegt im nördlichen Zweistromland, der biblischen Region zwischen den Flüssen Tigris und Euphrat, wo die Menschen erstmals sesshaft wurden. Die ältesten gefundenen Spuren reichen 11’500 Jahre zurück. Seither war der Ort ununterbrochen besiedelt.
Zuerst finden wir einen Stellplatz am Tigris-Stausee. Ich erkunde die Gegend mit ihren vielen Höhlenwohnungen, nehme ein Bad im Stausee. Unterwegs rette ich eine Schildkröte, die sich im Fels wohl verlaufen hat. Als ich zurückkehre, sehe ich am Ufer mehrere Familien picknicken. Um die Lage zu sondieren, laufe ich dorthin. Sofort sitze ich in einem Stuhl, trinke Coca Cola und esse Chicken Wings vom Feuer. Einfach herrlich. Ich zeige dem sechsjährigen Miraç das Wohnmobil und schenke ihm einen Smiley-Magneten. Sein Vater erklärt mir, dass sie alle Polizisten seien. Ich bedanke mich bei ihm fürs Essen und sage, dass ich froh bin, mich so sicher fühlen zu können. Eine wunderbare Abendstimmung am See beschliesst den Tag.
Heisse Wanderung
Irgendwie zieht es sich durch. Wir wissen jeweils am Morgen nicht, ob wir weiterfahren oder bleiben sollen. Pia geht es immer noch nicht wirklich gut. Wir entscheiden, dem See und damit den Höhlenwohnungen entlang bis zur Burg zu wandern. Von der Gegend her eine fantastische Idee, einfach zum falschen Zeitpunkt, wie sich herausstellen sollte. Schon früh am Morgen ist es heiss, sehr heiss sogar. Wir kreuzen Ziegenherden, bestaunen Schluchten. Erstaunlich, da wurden richtige Treppengänge in den Fels gehauen. Es wird immer heisser. Pia schleppt sich mehr schlecht als recht durch. Unser Ehrgeiz lässt es nicht zu, vor dem Endpunkt umzukehren. Beim Endpunkt bei der Burgruine legen Schiffe an, die Touristen bringen. Man hört sie schon von weitem. Lautstarke türkische/kurdische Musik wird während der Fahrt laufen gelassen. Wir treffen Studentinnen, die mit einer Gruppe von 80 anderen hierher gekommen sind. Sie sind ziemlich scheu, dann gibts doch noch ein Selfie.
Das Zurücklaufen in der Hitze wird streng, kurz vor dem WoMo trinken wir den letzten Schluck Wasser. Als wir ankommen, trinken wir viel, ich setze mich wieder in den See. Dann ruhen wir den ganzen restlichen Tag aus. Wieder geniessen wir eine wunderbare Abendstimmung am Tigris-Stausee.
Batman
Natürlich reizt uns die nächste Stadt nur schon des Namens wegen: Batman. Aber es stellt sich heraus, dass es dort nicht viel zu sehen gibt. Wir laufen einmal die Hauptstrasse entlang und finden nichts Sehenswertes. So geht es weiter in Richtung Van-See. Die Strasse führt durch eine interessante Gegend, die bewässert sehr fruchtbar ist. Überall hat es Hügel, Sandsteinformationen. Wir durchfahren immer mehr Schluchten, denn es wird ziemlich bergig auf über 1000 m.ü.M. Das bedeutet auch, dass es etwas kühler wird. Wir halten zufällig bei einem kleinen Strassenrestaurant an. Schade habe ich keinen Hunger, denn hier werden die Forellen direkt aus dem Teich gefischt und zubereitet. Gleich wenige Kilometer weiter finden wir in Ortakapı einen wunderbaren Stellplatz im Grünen, etwas abseits der Strasse.
Wir bekommen Besuch
Es geht nicht lange – wir sind gerade am ein Kilo Erdbeeren schneiden, die wir unterwegs an der Strasse gekauft haben, – da kommt ein alter Hirte vorbei. Wir bieten ihm eine Cola und einen bequemen Stuhl an. Diesen Fehler haben wir schon einmal gemacht. Nun sitzt er hier, und sitzt, und sitzt. Er scollt lautstark durch irgendwelche Instagram-Kanäle. Denn Türkisch will er auf keinen Fall mit uns reden, denn hier ist Kurdistan, wie er sagt. Das verstehen wir. Dass viele Instagram-Stories auf Türkisch sind, ist selbstredend… Sein Kollege kommt auch noch vorbei, er geht aber bald. Wir fragen um Erlaubnis, hier bleiben zu können. «Kein Problem», sagen sie, so deuten wir ihre Antwort auf jeden Fall. 😂 Der Stuhl ist wirklich bequem, der Hirte schläft wohl bald ein und sitzt immer noch!
Marie-Thérèse Maissen
Einzigartig die vielen Felsenhöhlen in dieser Gegend! Tolle Bilder!
Franz Feldmann
Ja, wirklich einzigartig! Hat uns super gefallen!
Babsi
Ich genieße deine Beschreibungen und tauche dadurch in diese mir unbekannte Welt ein . Danke und weiter gute Besserung für Pia.
Franz Feldmann
Danke dir Babsi! Lieber Gruss
Livia
Was für eine wunderbar schöne, exotisch, fremde Welt! Danke für die tollen Bilder 🙏🏼
Franz Feldmann
Es freut mich natürlich, dass es dir gefällt! Lieber Gruss vom Van-See.