Höhle, Canyon, Ruinen und ein heisses Fussbad

Veröffentlicht in: 2025, Reise | 1

Von Sonntag, 27. April bis Dienstag, 29. April 2025

Die Überlandfahrt im Bezirk Bursa ist geprägt von Grautönen. Die Sonne will sich auch heute nur ganz spärlich zeigen. Wir kommen bei den Oylat-Höhlen an. Der Eintritt kostet 30 Lira (75 Rappen). Es sind die zweitlängsten begehbaren Höhlen in der Türkei. Die Türken mögen es bunt. Viele farbige Lampen bestrahlen die langen Gänge und die Tropfsteine. Ca. 600 Meter kann man in den Berg laufen. Es geht viele steile Treppenstufen hinauf und dann wieder hinunter. Nicht ganz so eindrücklich wie die Alistrati-Höhle in Griechenland, aber wenn man schon hier ist, definitiv einen Besuch wert!

Überraschung bei den Höhlen
Wir fahren die kurvige Bergstrasse weiter hinauf nach Oylat, wo es ein Thermalbad sowie einen Stellplatz geben soll. Alles ist für türkische Touristen eingerichtet, viele Marktstände. Das Bad ist gerade geschlossen, der Stellplatz ein Parkplatz mitten im kleinen Ort am Berghang. Pia läuft noch zu den Wasserfällen hoch. Der Weg ist matschig und rutschig. Ich wende in dieser Zeit das WoMo. So fahren wir zum Parkplatz der Höhlen zurück und hoffen, dass wir bleiben dürfen. Denn auf der App Park4Night steht alles; von «verboten zu stehen» bis «eine ruhige Nacht verbracht». Wir haben uns gerade gut eingerichtet, als es an der Türe klopft. Via Übersetzungs-App erfahren wir, dass wir nicht bleiben können, da das Tor am Eingang geschlossen wird. Ich frage nach, wo wir hinfahren sollen. So genau weiss das der nette Mann nicht. Wir bereiten uns auf die Abfahrt vor, wollen gleich abfahren, als ein anderer Mann aufgeregt winkt und zu uns kommt. Wir dürfen gerne für eine Nacht bleiben, das Gate sei halt geschlossen. Sein Kollege bleibe als Wache hier. Er zeigt uns noch, wo die Toiletten sind. Einmal mehr werden wir von den Türken sehr angenehm überrascht. Natürlich bedanken wir uns mit einer Tafel Schweizer Schokolade (ja, haben wir immer noch!). Die Nacht wird wie erwartet ruhig, am Morgen ist das Gate offen.

Immer wieder rauf und runter
Heute steht ein Überführungstag an. Wir folgen der D595 in Richtung Pamukkale. Wir haben beschlossen, ziemlich zügig in diese Richtung zu fahren. Weiter im Norden bleibt es die nächsten Tage kalt, im Süden sollte es bereits über 20° warm sein. So fahren wir heute über 200 Kilometer, immer wieder über Passstrassen bis fast 1400 Metern Höhe. Es geht an grünen Landschaften vorbei, aber auch riesige Bergbaugebiete sehen wir. Die Landschaft hier ist meist höher als 600 Meter über Meer gelegen. Am Mittag stoppen wir an einer Moschee und kochen etwas, dann gibt es etwas weiter einen Teehalt am Strassenrand. Wir sind jetzt wirklich mitten in der Türkei, der Tee kostet nicht mehr viel, die Leute sprechen kein Englisch. Dafür sind die Strassen, je weiter wir in den Süden kommen, je besser, teilweise sogar dreispurig, obwohl es praktisch keinen Verkehr hat. Irgendjemand hat hier seinen Grössenwahn ausgelebt. 🤣😜

Campingplatz zugewiesen
Kurz vor Uşak fahren wir an den Karaağaç-See. Wir fahren die kleine, staubige Strasse ganz nach hinten. Ich bemerke ein rotes Auto, das uns folgt und immer wieder hupt. Am Schluss der Strasse halte ich an. Nach einigen Momenten kommt ein Security-Mann und sagt mir per Google-Übersetzung ganz freundlich, dass Campieren hier verboten sei und ich ihm folgen solle. Er zeigt uns einen Platz auf einer Wiese. «Sie dürfen in dieser Gegend campieren», steht auf seinem Display. Also machen wir das, kosten tuts nichts. Zwei Schafherden grasen friedlich um uns herum. Am See hat es einen riesigen Picknickplatz mit vielen überdachten Sitzplätzen. Jeder Platz hat einen Steingrill, viele Schaukeln sind entlang des Ufers aufgestellt.

Zweitgrösster Canyon und kaputte Historie
Am Morgen finden wir heraus, dass gleich nebenan der zweitgrösste Canyon der Welt ist, der Ulubey Canyon. Ich bin etwas skeptisch, doch der Canyon ist tatsächlich 75 km lang. Wir fahren auf das Gelände und sind ganz überrascht, dass es keinen Eintritt kostet. Auch das Kassahäuschen zur Plattform ist verwaist. So geniessen wir eine Gratis-Aussicht auf den «Klein-Grand-Canyon». Anschliessend laufen wir auf dem Steg hinunter. Pia läuft noch gegenüber auf einen felsigen Hügel, wo eine Türkenfahne steht, ich kehre schon mal um. Denn seit gestern Abend plagt mich eine riesige Erkältung, ich kriege fast keine Luft. Im Restaurant essen wir etwas Kleines, dann geht es ein paar Kilometer weiter. Hier steht Blaundos. Noch nie gehört! Eine Ruinensiedlung aus der Zeit Alexanders des Grossen. Diese Siedlung hat im Verlaufe der Geschichte viele Besatzer gehabt. Heute wird sie zwar mit modernen Maschinen teilweise restauriert, aber die wenigen Einheimischen, die wir treffen, sagen alle, dass es früher viel schöner gewesen sei. Heute sei alles kaputt. Schade. Das Geschichts- wie auch das Umweltbewusstsein scheint bei den Türken nicht wirklich tief verankert zu sein. Nach dem Besuch muss ich mich etwas hinlegen, mein Körper macht wegen der Erkältung schlapp, Pia läuft noch etwas der Strasse entlang, wo ich sie dann auch abhole.

So geht es über enge, teilweise sehr holprige Strassen in Richtung Pamukkale. Obwohl die Strasse sehr eng ist, fahren viele LKWs drauf, Konzentration am Steuer ist also gefragt. Kurz vor Pamukkale haben wir via App einen Stellplatz bei der Roten Quelle gefunden. Auch in Karahayıt wissen wir nicht, was uns erwartet. Es sind heisse Quellen, die über eine Sinterterrasse fliessen. Herrlich, die Füsse ins warme bis heisse Wasser zu strecken. Es sind sogar Sitzbänke im Wasser montiert. Dort schlürfen wir einen Cay (Tee), den uns ein älteres Ehepaar spontan anbietet. Auch sie strecken ihre Füsse ins Wasser.

Danach laufen wir ins Dorf, ein Gewitter kündigt sich an. Trotzdem essen wir je eine Pide mit Salat und trinken Ayran, Tee und Wasser. Das Ganze kostet uns 340 Lira (7.30 Franken). Alles scheint hier viel günstiger als in Istanbul zu sein, war ja auch zu erwarten… Morgen werden wir nach Pamukkale fahren und mal schauen, ob sich die weite Anreise auch wirklich gelohnt hat. Die Rote Quelle hat auf jeden Fall schon mal einen guten Anfang gemacht.

Oylat Cave.
Ulubey Canyon.
Rote Quelle Karahayıt.

  1. Ines Palm

    Immer wieder faszinierend , wir sind seit Sonntag zu Hause angekommen

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