Erste türkische Erfahrungen

Veröffentlicht in: 2025, Reise | 3

Von Montag, 21. April bis Mittwoch, 23. April 2025

Ein Grenzübertritt ist immer eine eigene Sache. Mal geht es schnell, mal schleppend. Wir verlassen Griechenland vor dem Mittag und kommen in Ipsala in die Türkei. Man hört viele Stories, vor allem solche, wo die Reisenden stundenlang in ihren Autos verharren mussten. Wir haben gemessen an diesen Geschichten einigermassen Glück. Die Autobahn zur Grenze ist praktisch ohne Verkehr, was uns am griechischen Zollamt zugute kommt. Nach fünf Minuten haben wir aus Griechenland ausgecheckt. Nicht ganz einen Kilometer weiter geht es über die türkische Grenze. Zuerst über den Grenzfluss, der von beiden Seiten vom Militär hochbewaffnet bewacht wird. Dann sehen wir die Kolonne vor dem Zoll. Zwei von drei Linien sind offen, das ist schon mal gut. Vor uns stehen ca. 20 Autos und Wohnmobile in der Schlange. Von nun an wird es schleppend. Irgendwann geht die dritte Linie auch auf, was ein bisschen Hektik und viele Spurwechsel verursacht. Immerhin, nach etwas mehr als einer Stunde können wir die Pässe zeigen und in die Kamera grinsen. Das geht schnell. Am nächsten Schalter muss noch unser WoMo in der Türkei angemeldet werden. Nach etwa 75 Minuten sind wir durch und fahren nach Ipsala. Ein für diese Grenze wohl guter Wert…

Vignette, Tee und Delfine
In Ipsala parkieren wir und holen an einem Bankomaten Bargeld. 8% Kommission wird erhoben, auch nicht gerade billig. Am Schalter der Post, die hier immer noch PTT heisst, lösen wir die HGS-Vignette. Damit bezahlen wir die Strassen, die wir benutzen werden. An der Strasse gibt es den ersten Döner mit Tee, dann geht es ca. 100 km weiter nach Tekirdağ, wo wir einen Stellplatz am Meer ausgemacht haben. Diesen finden wir auch. Was wir auch herausfinden ist, dass es tatsächlich stimmt, dass die Türkei noch viel vermüllter als Griechenland ist. Immerhin werden wir freundlich zu einem Glas Tee eingeladen. Ein Türke sitzt oberhalb des Strandes mit Teekessel. Ich spreche ihn an, worauf wir unsere Stühle und Tassen holen. Als Pia dem Strand entlang laufen geht, befreie ich den Platz vom Müll. So haben wir eine wunderbare, ungestörte Aussicht auf das Marmara-Meer mit den vielen grossen Schiffen. Sogar eine Delfinmutter mit Baby schwimmt im Meer vorbei.

Die Nacht war ruhig, wir haben gut geschlafen. So laufen wir am Morgen bis zum Mittag durch Tekirdağ. Die Türken verstehen es, grosszügige, blumige Pärke anzulegen! Überall wehen Türkenfahnen, auch Kemal Atatürk ist überall auf Bildern und Fahnen abgebildet. Einen Markt finden wir zwar nicht, aber immerhin schlendern wir durch Gässchen mit kleinen Läden. Bei einer Moschee gibt es einen Tee-Halt, auf dem Pier ins Meer hinaus lassen wir uns von den Speisen verführen und bestellen ein Frühstück am Mittag.

Auf Umwegen
Gut gestärkt geht es weiter in Richtung Istanbul. Alles auf der Autobahn, anders geht hier fast nicht. Da wir, wie immer, ziemlich planlos unterwegs sind, fahren wir nicht unbedingt zielgerichtet zu unserem Stellplatz in der türkischen Metropole. Irgendwann entscheide ich mich, da wir nicht durch das Tunnel unter dem Bosporus durchfahren können, die Sultan Selim Brücke zu nehmen. Die ist ganz im Norden fast am Schwarzen Meer. Dieser Umweg kostet uns zwar fast 100 km, dafür ist die Brücke günstiger und wir sehen einiges vom Istanbuler Hinterland. Das ist bis nahe an die Stadt erstaunlich grün und hügelig. Am Bosporus ist es ziemlich kühl. Es erinnert an San Francisco. Die Brücke steht halb im Nebel.

So kommen wir in Istanbul an. Wir sind mental auf ein Chaos vorbereitet, so ist die Fahrt durch den immensen Verkehr auch gar nicht einmal so problematisch. Für die letzten 19 Kilometer durch die Stadt brauchen wir etwa eine Stunde. Ich muss höllisch auf den Verkehr aufpassen. Aber wir schaffen es, direkt neben dem Fährhafen den Stellplatz zu finden. Jetzt heisst es: «Istanbul, wir kommen!»

Romantischer Tagesschluss
Als wir zum Pier mit den Fähren laufen, ist nur fünf Minuten entfernt, sinkt die Sonne bald ins Meer. Wir sammeln erste Eindrücke und freuen uns auf die kommenden Tage hier in Istanbul, froh, nach langem Hin und Her es doch hierher gewagt zu haben.

Der Stellplatz ist ideal gelegen, auch wenn der Muezzin der gleich nebenan liegenden Moschee uns schon um 5 Uhr mit seinem lauten Gesang weckt. Am Morgen bringen wir die Wäsche in eine nahe gelegene Wäscherei, lösen eine Istanbul-Karte und nehmen die Fähre zum europäischen Teil Istanbuls, nicht ahnend, was bald passieren würde.

Die Erde bebt
Schon länger hören wir Meldungen über ein bevorstehendes, verheerendes Erdbeben in der Region Istanbul. Als wir im Gewürzbasar stehen, rennen plötzlich viele Leute in Panik ins Freie. Als ich nach oben schaue, wackelt ein Kandelaber. Ein komisches Geräusch ist zu hören. Sofort wird mir klar, dass wir soeben ein Erdbeben erlebt haben. Interessanterweise haben weder Pia noch ich das Wackeln gespürt. Wir verlassen ebenfalls den historischen Ort und gehen ins Freie, wo sich eine riesige Menschenmasse versammelt hat. Per Internet erfahren wir, dass das Beben eine Stärke von 6,2 hatte. Wir sehen keine Schäden, das Fernsehen wird am Abend laufend berichten und viele Videos einspielen, die suggerieren, dass es in Istanbul schlimm war. Das können wir als vor Ort Anwesende nicht bestätigen.

So besuchen wir die Blaue Moschee. Der Eintritt ist für Besucher gratis, Informationen zum Islam inklusive. Anschliessend geht es nach einem Glas Bier und einer kleinen, herzigen Katze auf den Knien wieder in den Gewürzbasar. Wir machen einen kleinen Abstecher in den riesigen Gülhane Park. Da heute Feiertag ist, sind viele Türken den Ort am Geniessen. Wir nehmen wieder die Fähre zurück in den asiatischen Teil. Dort nehmen wir das Abendessen ein. Ist viel billiger als im touristischen europäischen Teil Istanbuls. Müde und spät kommen wir nach 20’000 Schritten im WoMo an und freuen uns auf weitere Tage in Istanbul.

Sonnenuntergang in Istanbul Kadiköy.

3 Antworten

  1. Anonym

    Danke , das ich dabei sein darf und die Türkei hautnah erleben darf

  2. Marie-Thérèse Maissen

    Ja, als ich 1967 diese Gegend befuhr, gab es noch keine Autobahnen. Der Grenzübergang vom Schiff aufs Festland mit dem Auto, verladen in Israel, war ein Abenteuer für sich. Wir hatten viel Schmuggelware der Schiffsmannschaft, die uns gesagt hatte, Touristen hätten keine Probleme. Dem war überhaupt nicht so. Bitte nachlesen bei http://www.ernstmaissen.ch, Mittelmeerrundreise 1966/67, wie alles ausging.

    Mit Gruss

    MT

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